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Sizilianisches Tagebuch

Unter dem grellen Licht der Mittagssonne wanderte ich hinab in das Dorf. Die Dorfhunde, denen der Geruch des Fremden in die Nase stieg, reckten ihre Hälse, rissen an den Ketten und setzten zum Sprung an. So schlenderte ich, verfolgt von ihrem heiseren Bellen, durch die leeren, staubigen Gassen, in denen die Mittagsglut am Boden zitterte.

Hoch in den Bergen steht ein altes griechisches Theater. Die Jahrhunderte haben den Steinen eine goldbraune Färbung gegeben. Das blaugetäfelte Meer schimmert durch die Zwischenräume der Säulen. Wilder Fenchel öffnet am Fuße der Kapitelle seine schwefelgelben Blüten. Die schwarzen Lavazungen des Ätna stoßen drohend hinab bis zum Meer.

Plötzlich tönt durch die heiße Stille das Zirpen einer Grille und legt sich mir wie eine fremde Traurigkeit aufs Herz.

Heute sind diese Berge von einer unbeschreiblichen Schönheit. Mit gläserner Schärfe heben sich ihre Konturen gegen den Himmel ab. Wunderbar ist der Kontrast der Farben. Am Fuße der Berge das kräftige Grün der Orangenwälder, dann das Silbergrau der Olivenhaine, der dunkle Waldgürtel der Kastanien und schließlich die nackten Hänge, die in den Himmel steigen und der abendlichen Luft die zartbraune Tönung geben. Über allem aber steht der Ätna.

Am Abend versinken die Berghänge im tiefen Dunkelblau. Wie ein Klumpen Lehm steigt der Mond am Horizont empor, wirft sein Licht auf die abgeernteten Felder. Drohend steht im Hintergrund das Gebirge. Nur der Gipfel des Ätna ist durch die Brechung des Lichtes mit Silber überhaucht.

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